Donnerstag, 4. Juni 2015

Zeit für einen Neuanfang


Neuer Name, neues Logo, derselbe Nicolas Sarkozy
Die Partei von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy bekommt einen frischen Anstrich. Rund 200.000 Mitglieder der konservativen Oppositionspartei UMP (Union pour un mouvement populaire – Union für eine Volksbewegung) durften vergangene Woche im Internet über den neuen Namen der Partei abstimmen. Der von Sarkozy gewünschte Name konnte auch den Rest der Mannschaft überzeugen. Die UMP heißt von nun an: Les Républicains – Die Republikaner. Der Wahlkampf für das Amt des Staatspräsidenten 2017 hat begonnen. 



Drei Jahre nach seiner Wahlniederlage, will Sarkozy wieder zurück an den Schreibtisch im Élysée-Palast. Doch dafür muss das Image wieder aufpoliert werden. Die Umbenennung soll den Ballast abwerfen, der sich in den letzten Jahren bei der Partei, insbesondere bei Sarkozy selbst, angehäuft hatte: Verdacht der Korruption, illegale Parteispenden und die Einflussnahme auf ein gegen ihn eingeleitetes Verfahren. Der Umbau der Partei soll vor allem von seinen eigenen juristischen Problemen ablenken.

Auf dem Parteitag am vergangen Samstag hielt Nicolas Sarkozy auch schon seine erste Wahlkampfrede. Oder besser gesagt, es war eine Abrechnung mit der Parti socialiste (Sozialistische Partei) von Präsident François Hollande. Frankreich dürfe nicht vor der Wahl stehen "zwischen der furchteinflößenden Familiensaga der Le Pens und der erschreckenden Armseligkeit des derzeitigen Präsidenten", meinte er während seiner einstündigen Rede.

Der Kuchen wird in Frankreich nicht mehr unter zwei, sondern unter drei Parteien aufgeteilt. Und während das Stück von Sarkozys Republikanern und Hollandes Sozialisten immer kleiner wird, wächst das Stück des rechtspopulistischen Front National von Marine Le Pen kontinuierlich weiter. Der Wahlkampf für das Präsidentenamt 2017 wird vermutlich zwischen den Republikanern und dem Front National ausgetragen werden. Präsident Hollande wird keine zweite Amtszeit zugetraut. Geschweige denn, jemand anderem aus seiner Partei. Kein Präsident der Grand Nation war bisher so unpopulär wie François Hollande. Klar, dass auch Nicolas Sarkozy die Frustration der Bürger über Hollande und seiner Partei zum Thema seiner Rede machte: "Hätten Sie nicht die Republik verraten, sie nicht verlassen, sie nicht erniedrigt, dann bräuchten wir die französische Republik heute nicht wieder aufzurichten."

Auch der Front National von Marine le Pen will Frankreich wieder ganz oben sehen. Aber am besten ohne die lästigen Ausländer und dem Euro. Le Pens politische Positionen, wie Kürzungen der Sozialhilfe für Nichtfranzosen, Beschränkung der Zuwanderung und den Ausstieg aus dem Euro, finden in der französischen Gesellschaft Gehör. Ihre nationalen Wahlerfolge zeigen, dass sie den Frust der Franzosen bestens zu nutzen weiß. Im Vergleich zu ihrem Vater Jean-Marie le Pen, der die Gaskammern des Dritten Reichs als „Detail der Geschichte“ bezeichnet, betreibt sie Extremismus durch die Hintertür. Sie äußert sich nicht rassistisch, aber einwanderungskritisch; nicht anti-europäisch, aber EU-kritisch. Die Gefahr besteht darin, dass ihr Populismus konsensfähig wird, und gemäßigte Wähler nach rechts abdriften werden, wo Marine Le Pen sie mit offenen Armen empfangen wird. Sie ist längst nicht mehr nur eine Bedrohung für Frankreich, sondern für ganz Europa.

Ein Wahlsieg von Nicolas Sarkozy würde auch im Interesse von Bundeskanzlerin Angela Merkel liegen. Schon während der europäischen Finanzkrise kämpften die beiden Seite an Seite gegen den Zusammenbruch des Euros. Nun ist es an der Zeit, Europa vor den Mächten der populistischen Parteien zu schützen. Das Gespann „Merkozy“ ist bereit für neue Abenteuer.




Bild By: UMP Photos [CC BY-NC-ND 2.0], via Flickr