![]() |
Soja statt Regenwald |
Soja- Schnitzel, Soja- Würstchen, Soja- Margarine. Soja hier, Soja da. Das
Allheilmittel für all diejenigen, die keine tierischen Nahrungsmittel zu sich
nehmen und denken sie schützen damit den Planeten. Das tun sie auch, jedoch ist
das nur die eine Seite der Medaille. So viele Vegetarier und Veganer gibt es
gar nicht wie Soja produziert wird. Gerade mal 1% wird für Soja- Lebensmittel
verwendet. Der große Rest ist für die Viehzucht. Futtermittel statt
Nahrungsmittel.
In Deutschland geht der Fleischkonsum langsam zurück. Gründe dafür sind
unter anderem Gammelfleisch- Skandale, Pferde- Lasagne oder Antibiotika-
Hühner. Auch ein veränderter Lebensstil trägt seinen Teil dazu bei: lieber
weniger Fleisch, dafür qualitativ hochwertiger. Doch die weltweite
Fleischnachfrage steigt. 80 % des Wachstums im Fleischsektor wird in den
nächsten Jahren auf asiatische Länder fallen. Allen voran die Volksrepublik
China. Die neuentstandene Mittelschicht hat Geld und großen Hunger. China fährt
nicht nur mehr Auto, sondern isst auch mehr Fleisch. Die Volkskrankheiten der
Industrienationen wie Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen kommen jetzt auch
auf China zu.
Wer 53 Tonnen Schweinefleisch im Jahr produziert braucht dementsprechend
auch viel Nahrung für die Schweine. Doch woher mit dem ganzen Soja für die
Schweine? China selbst kann nicht so viel Soja anbauen wie es gerne hätte. Ein
Blick über den großen Teich verrät, warum der Warenaustausch zwischen China und
Südamerika in den letzten 10 Jahren von 3 Milliarden auf 80 Milliarden Dollar
gestiegen ist. China tätigt hohe Investitionen nach Südamerika, denn Brasilien
ist mittlerweile zu den größten Sojaexporteuren neben den USA aufgestiegen und
damit für die Chinesen eine bedeutende Alternative geworden.
Das war
allerdings nicht immer so. Jahrzehnte lang hatten die USA ein Monopol auf die Sojabohnenproduktion.
1973, als in den USA aufgrund von Dürren die Sojaernte gering ausfiel,
veranlasste US- Präsident Nixon ein Sojaexportverbot, um die eigene
Viehfutterversorgung aufrecht zu halten. Infolge des geringen Angebots auf dem
Weltmarkt explodierten die Preise, ganz zum Leidwesen der von den US-
Sojaimporten abhängigen Staaten, deren Viehzucht in Gefahr war. Zunehmend wurde
auf billige Sojabohnen aus Brasilien zurückgegriffen, das nun begann seine
Sojaproduktionsüberschüsse zu exportieren. Wurden 1973 in Brasilien noch 5
Millionen Tonnen Soja produziert, so waren es 2013 bereits 82 Millionen Tonnen.
Laut Welthunger- Index 2014 liegt der Anteil unterernährter Menschen in Brasilien bei 6,9%. Das entspricht bei derzeitig 203 Millionen Einwohner einer Anzahl von ca. 14 Millionen Brasilianern die nicht genügend zum Essen haben, obwohl das Land Tonnen von Soja im fast dreistelligen Millionen Bereich produziert.
Auch der Regenwald in Brasilien hat unter dem Soja- Boom zu leiden. Um das
Soja von Produktionsstäte A zur Verladestation B zu bringen, müssen riesige
Strecken zurückgelegt werden. Der schnellste Weg geht mitten durch den
Regenwald. Die BR 163, auch Soy Road (Soja Straße) genannt, gräbt sich 1600 km
von Santarém im Norden Brasiliens, quer durch den Regenwald, nach Mato Grosso,
dem Bundesstaat, in dem alleine 25 Tonnen Soja jährlich produziert werden. Für
den Anbau der Sojabohnen werden jährlich hunderte von Quadratkilometern Wald
gerodet. 33% der Waldrodung Brasiliens zwischen 2013 und 2014 fällt alleine auf
die Region Mato Grosso. Der Regenwald muss der Sojabohne weichen.
Monokultur statt Artenvielfalt.
In Zeiten des Klimawandels den Regenwald zu roden ist mit Sicherheit nicht
der richtige Weg. Die grüne Lunge der Erde erstickt im Rauch der Bulldozer.
Doch bevor man jetzt die Soja- Esser verteufelt, dem sei gesagt, dass
Fleischesser dem Klima immer noch mehr schaden. Aus einem 1 Kilo Sojabohnen
lassen sich knapp 2 Kilo Tofu herstellen. Dagegen braucht man bereits für 1
Kilo Schweinefleisch 10 Kilo Sojabohnen. Letzten Endes liegen Klimaschutz und
Konsumverhalten in der Hand des Verbrauchers. Und auch wenn in Deutschland oder
in Europa insgesamt weniger Fleisch gegessen wird, die Chinesen haben Hunger
auf Fleisch und in der Profitwirtschaft gilt: Soja über Regenwald.
Bild: By Lou Gold [CC BY-NC-SA 2.0], via Flickr
Grafik: Erstellt mit Hilfe der Datenbank der FAOSTAT