Montag, 8. September 2014

Die Ukraine im Machtgefüge zwischen Ost und West


Ein Ende des Konflikts im Osten der
 Ukraine ist nicht in Sicht
Russland fühlt sich eingeengt, Putin fühlt sich hintergangen, und der Westen ist dabei nicht ganz unschuldig. Die Krise in der Ost- Ukraine entwickelt sich zu einem Konflikt, in dem die Folgen für die Welt verheerend sein könnten. Keine der beiden Seiten ist gewillt klein beizugeben. Der Winter naht und ein Kalter Krieg 2.0 vielleicht auch.


Die Sowjetunion hatte ab dem 21. Dezember 1991 durch die Alma-Ata-Deklaration aufgehört zu existieren. Für manche allerdings nur auf dem Papier. In manchen Köpfen lebte sie weiter. Einer dieser Köpfe gehört Wladimir Putin.

Nachdem die NATO aus dem Kalten Krieg als Sieger hervorgegangen war, hatte man sich bereits 1999 mit Tschechien, Polen und Ungarn die ersten ehemals dem Warschauer Pakt angehörigen Staaten mit ins Boot geholt. (zum Verständnis: Der Warschauer Pakt unter der Führung der Sowjetunion als Konterpart zur NATO unter der Führung der USA). Keine fünf Jahre später verleibte sich die NATO mit Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien und der Slowakei gleich die nächsten Ost- Block Länder ein. Albanien folgte 2010.

Zehn Länder die früher einmal unter der Führung der Sowjetunion standen sind nun innerhalb von 10 Jahren dem ehemaligen „Feind“ zugehörig geworden. Ein herber Schlag in das Gesicht von Russland. Und jetzt auch noch die ukrainischen Brüder - niemals würde man das zulassen. Die Nato- Osterweiterung provozierte Russland aufs Äußerste und Wladimir Putin erinnert nur zu gerne an das Versprechen der NATO die Finger von den ehemaligen Ostblock- Ländern zu lassen.

„Was immer im Warschauer Pakt geschieht, eine Ausdehnung des NATO- Territoriums nach Osten, das heißt näher an die Grenzen der Sowjetunion heran, wird es nicht geben. [...] Der Westen muss auch der Einsicht Rechnung tragen, dass der Wandel in Osteuropa und der deutsche Vereinigungsprozess nicht zu einer Beeinträchtigung der sowjetischen Sicherheitsinteressen führen dürfen. Die dafür erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen wird ein hohes Maß an europäischer Staatskunst verlangen.“

Aus der Rede in Tutzing im Jahr 1990 von Hans- Dietrich Genscher,
 damaliger Bundesminister des Auswärtigen Amtes

Von Staatskunst konnte beim Westen nicht die Rede sein, sonst würde es diesen Konflikt in der Ukraine heute vielleicht gar nicht geben. Für jemanden wie Putin, der sich beim Ende der Sowjetunion vermutlich gefühlt hat, wie Paul Kalkbrenners Mutter als die Mauer fiel, ist der Zeitpunkt gekommen Rache zu nehmen. Russland holt sich seine Ländereien zurück - ohne Gewalt wie auf der Krim, mit Gewalt wie im Rest des Landes.

Die aktuellen Krisenherde sind weiterhin die Gebiete um die Städte Donezk, Luhansk und neuerdings auch das Gebiet um die Stadt Mariupol am Schwarzen Meer. Betrachtet man eine Karte vom Südosten der Ukraine, dann kann man feststellen, dass man von russischem Staatsgebiet bis dato nur von Osten her über den Seeweg zur annektierten Krim gelangen kann. Schaut man sich nun die kürzeste Strecke vom russischen Staatsgebiet bis zur Krim über den Landweg an, sieht man, dass man genau durch das Gebiet gelangt, in dem jetzt auch gekämpft wird. Ist das ein Zufall?

Russische Kriegsgefangene sind in der Gewalt der Ukrainischen Armee, prorussische Separatisten benutzen russische Waffen und Listen mit etlichen toten russischen Soldaten tauchen auf. Bis heute bestreitet Putin, dass Russland sich in irgendeiner Weise in den Ukraine Konflikt einmischt. Die Aussage vom Verteidigungsministerium in Moskau, die Fallschirmjäger, die in der Ukraine gelandet waren hätten sich verlaufen, ist die Spitze der völligen Lächerlichkeit. Vor dem eigenen Volk ist es natürlich besser sich in einer weißen Weste zu zeigen. Andererseits, was soll das Propaganda manipulierte Volk sonst glauben und wer würde Putin denn widersprechen, wenn er nicht dem Gefängnis ein Besuch abstatten möchte?

Der Westen ist lange mit Scheuklappen durch die Welt gelaufen und hat Putin und seine Machtansprüche, die bestimmt nicht erst vor kurzem entstanden sind, deutlich unterschätzt. Nun versucht der Westen durch Sanktionen und höhere Militärausgaben den Konflikt im Osten der Ukraine zu lösen. US- Präsident Obama pochte bereits darauf, dass die anderen NATO- Staaten ihren Rüstungsetat erhöhen sollen. Der Startschuss für einen Rüstungswettlauf wie im Kalten Krieg. Oder sind die USA es Leid immer alleine die Welt retten zu müssen?

Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen verkündete gestern den Rüstungsetat erhöhen zu wollen. Und wo streicht man das Geld? In der Sanierung der Straßen? In der Schulbildung? Gegen den Koalitionsvertrag handeln und doch Steuern erhöhen?

Andere NATO- Staaten wie Frankreich, Italien, Polen oder Norwegen gehen sogar so weit und wollen der ukrainischen Regierung sofort Waffen liefern. Wie bereits vor wenigen Wochen in einem Beitrag erwähnt geraten Waffen meistens in die falschen Hände. Wird das in der Ukraine anders sein? Zumindest kann man sich als Waffenlieferant entspannt aus der Verantwortung ziehen. Waffen liefern und in Kauf nehmen, dass sie von der gegnerischen Seite erbeutet werden können, ist für das Image immer noch besser als Soldaten zu entsenden und das Leben der Eigenen aufs Spiel zu setzen.





Bild: By Sasha Maksymenko [CC BY-NC 2.0], via Flickr

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