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USA: Früh übt sich an der Waffe |
Die Vereinigten Staaten von Amerika – das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten und der unbegrenzten Anzahl an Knarren. Das Recht auf
Waffenbesitz ist den Amerikanern so heilig wie das Amen in der Kirche. Nicht
umsonst steht es in den Zusatzartikeln der amerikanischen Verfassung seit 1791
bereits an zweiter Stelle, direkt nach Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und
Trennung von Staat und Kirche.
So stark wie sich die USA nach außen hin geben,
so schwach sind sie manchmal nach innen. Es vergeht kein Jahr in dem nicht
irgendwo in den USA ein Amoklauf an einer Schule stattfindet. Die Lehrer sind
für den Ernstfall vorbereitet, doch oft werden die ersten Schüsse des
Amokläufers nicht als solcher identifiziert. Bevor man reagieren kann, ist es
schon zu spät. Bis die Polizei alarmiert und vor Ort ist, vergehen wichtige
Minuten, die weitere Opfer kosten können.
Ein Früherkennungssystem des US- Militärs soll helfen. Die Firma Shooter Detection Systems aus
Massachusetts entwickelte zusammen mit dem Verteidigungsministerium das
sogenannte „Guardian Indoor Gunshot Detection System“. In jedem Flur und Zimmer
des Schulgebäudes werden Geräte mit einem Sensor angebracht. Das System erkennt
sofort einen Schuss aus einer Waffe und sendet innerhalb einer Sekunde einen
Alarmruf an das Schulpersonal und an die nächste Polizeibehörde. Am Monitor
können die Lehrer und die Polizei sehen von wo der Schuss abgefeuert wurde und
dementsprechend handeln. Das bereits im Irak und Afghanistan zum Einsatz
gekommene System kann jetzt auch im normalen Handel erworben werden.
Ist das die Wunderwaffe, um Amokläufe in Schulen künftig zu stoppen? Oder
ist es nur eine teure Anschaffung, die Sicherheitsfirmen weiteres Geld
beschert? Private Sicherheitsdienste boomen in den USA. Laut Stern hat sich die Anzahl der Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent auf 680 000 erhöht.
Das eigentliche Problem sind jedoch die schwachen Waffengesetze der
USA. Wenn man bei Walmart Waffen kaufen kann, dann braucht man sich auch nicht
wundern, wenn nicht jeder Käufer sich nur damit verteidigen will, sondern auch
töten. Eine Woche nach dem Amoklauf in Newtown warb die größte US- Waffenlobby,
die National Rifle Association, für
eine stärkere Präsenz von Waffen in den Schulen. NRA- Vizechef Wayne LaPierre
sagte damals auf einer Pressekonferenz: „Der einzige Weg, einen schlechten
Typen mit einer Kanone zu stoppen, ist ein guter Typ mit einer Kanone.“
Nach Logik von schießwütigen Amerikanern bedeutet das: Je mehr Amokläufe
stattfinden, desto mehr Waffen benötigt man, um diese zu stoppen.
Nach Logik der Allgemeinheit bedeutet das: Je mehr Waffen vorhanden sind,
desto mehr Amokläufe gibt es. Ein
tödlicher Kreislauf, von dem die Rüstungsindustrie in den USA prächtig
profitiert.
Pistolen
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2 589 133
|
3 487 883
|
4 440 853
|
Revolver
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572 857
|
667 357
|
725 282
|
Gewehre
|
2 318 088
|
3 168 206
|
3 608 383
|
Es ist nicht so, dass es keine Vorschläge geben würde, Waffengesetze zu
ändern, allerdings weist der Kongress diese jedes Mal ab. Nach dem Amoklauf
2012 in Newtown mit 28 Toten verlangte Obama das Verbot von Sturmgewehren –
abgelehnt. Nach den Anschlägen von Boston im Jahr 2013 forderte Obama eine
strengere Überprüfung von Waffenkäufern – abgelehnt.
Gesetzesänderungen funktionieren in den USA über den Kongress, der aus zwei
Teilen besteht – dem Senat und dem Repräsentantenhaus. Mit dem Sieg der
Republikaner bei den letzten Kongresswahlen vor zwei Wochen stellen sie nun in beiden Kammern
die Mehrheit. Die Möglichkeiten etwas an den Waffengesetzen zu ändern schwinden
dahin. In Obamas letzten beiden Amtsjahren wird er sich eher um die beiden
großen Themen Einwanderungsreform und Außenpolitik kümmern.
2016 finden die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Nach wie vor gilt
die Demokratin Hillary Clinton als Favoritin. Der Wahlkampf hat bereits
begonnen. Mit der Schlappe der Demokraten bei den Kongresswahlen, steigen die
Chancen für die Republikaner wieder und lassen eine Verschärfung der
Waffengesetze weiterhin utopisch wirken. Und falls das Früherkennungssystem
sein Ziel verfehlt, produziert man eben mehr Waffen. Irgendwann ergibt
diese Logik bestimmt Sinn.
Bild: By DVIDSHUB [CC BY 2.0], via Flickr
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