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Massenphänomen Pegida – Plattform der Rechten? |
Nicht ganz unschuldig ist manche
regierende deutsche Partei, die mit ihren Aussagen gerne einmal über das Ziel
hinaus schießt. Ein Beispiel sind die rechtspopulistischen Äußerungen der CSU,
wenn ihr mal wieder politisch nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die
Wahlsprüche wie „Wer betrügt der fliegt“, der Missbrauch von Sozialleistungen
anprangert, oder die neuste Aufforderung, Ausländer sollen zuhause Deutsch
reden, provozieren und schüren Ängste.
Panikmache und Rechtspopulismus
könnten auch das Motto der Partei Alternative für Deutschland (AFD) sein. Mit Sprüchen
wie „Wir sind nicht das Weltsozialamt“ oder „Die Indianer konnten die Einwanderung nicht stoppen. Jetzt leben sie in Reservaten“
klaut die AFD nicht nur der NPD ihre Ideen,
sondern wirbt ihnen auch gleich die Wähler ab. AFD-Parteivorsitzender Bernd
Lucke kritisiert, dass die Medien mit ihren Fragestellungen und Aussagen seine
Partei absichtlich in die rechte Ecke drücken wollen. Objektiv betrachtet muss
man ihm zu einem gewissen Teil sogar zustimmen. Die Fragen der Medienvertreter
sind manchmal weder unvoreingenommen noch wertfrei. Andererseits sind die Fragen
auch berechtigt, da sich Bernhard Lucke und der Rest seiner AFD nicht wirklich vom
rechten Spektrum distanzieren. Mit ihrer Meinung, dass es sich bei den
rechtsextremen Mitgliedern bloß um Einzelfälle handle und man nicht jedes
Mitglied auf seine Vergangenheit kontrollieren könnte, macht es sich die AFD zu
einfach. Die Menschen mit rechten Gedankengut würden schließlich nicht zur AFD
kommen, wenn diese ihnen dafür keine Plattform bieten würde.
Ängste und Missverständnisse
schürt auch die Pegida-Bewegung in Dresden. Die AFD befürwortet Pegida und
benutzt sie als Trittbrett, um von den rechten Strömungen zu profitieren.
Mitglieder der AFD sind bei den Protestmärschen regelmäßig anzutreffen –
Wahlkampf beim Abendspaziergang. Wie die AFD äußert auch Pegida verschiedene
Ansichten, die einen rechtspopulistischen Schleier tragen und hinterfragt
werden müssen.
Die von der Pegida vertretene
These, dass durch die Einwanderung die deutschen Staatkassen geplündert werden würden,
ist unbegründet und schlichte Panikmache. Deutschland profitiert sogar von der
Einwanderung. Die Studie „Der Beitrag von Ausländern und künftiger Zuwanderung zum
deutschen Staatshaushalt“ von der
Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass die circa 6 Millionen Menschen
ohne deutschen Pass dem deutschen Haushalt einen Überschuss von 22 Milliarden
Euro bringen. Ausländer zahlen nämlich mehr Steuern und Sozialabgaben, als sie
an staatlichen Leistungen erhalten.
"Pegida
ist für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber straffällig gewordenen
Asylbewerbern und Migranten", heißt es unter Punkt 9 auf dem
Pegida-Positionspapier, dass vor 6 Tagen veröffentlicht worden ist.
Mitverfasser des Papiers ist Gründer und Aushängeschild
der Pegida Lutz Bachmann, der selbst wegen Einbruchs und Verstoßes gegen das
Betäubungsmittelgesetz bereits vorbestraft ist und nach Südafrika flüchten
musste, um einer Haftstrafe zu entgehen. Auf seiner eigenen Facebook-Seite spielt er jetzt das geläuterte Lamm und bezeichnet die Medien als „Denunzianten und Diffamierer“. Als
vorbestrafter Flüchtling, der wieder nach Deutschland einwanderte, müsste er eigentlich
gegen sich selbst protestieren.
Pegida behauptet regelmäßig mit Nazis
oder rechtem Gedankengut nichts zu tun zu haben, obwohl Mitglieder der NPD und der
Partei Die Rechte der Bewegung angehören und bei den Protestmärschen mitlaufen.
Auch Lutz Bachmanns öffentliches wie privates Auftreten ist in dieser Hinsicht
mehr als fragwürdig. Wer T-Shirts mit der Aufschrift „Einigkeit, Recht und Freiheit“ in den deutschen Reichsfarben trägt oder bei Facebook-Bildern von Reichsflaggen auf „gefällt mir“ drückt, braucht sich nicht wundern, wenn man ihn in die
rechte Schublade steckt.
Wie Bachmann auf seiner Facebook-Seite anmerkt, ist es egal, ob er dabei ist oder nicht – „an den Fakten und
Zielen von PEGIDA ändert das nichts“. Die Zahl der Pegida-Anhänger bei den
Montagdemos wächst von Woche zu Woche. Bei der gestrigen Demonstration waren es
bereits 15 000 Personen; 5000 Personen mehr als letzte Woche. Die Bürger haben
das gute Recht zu demonstrieren und ihr Anliegen öffentlich zu machen. Es
stellt sich allerdings die Frage, wie viele der selbsternannten Patrioten hier
wirklich ihre Ängste anklagen oder ob nicht die Rechten eine weitere Chance
entdeckt haben ihre ausländerfeindlichen Ressentiments unters Volk zu bringen.
Bild: By Caruo Pinguin [CC BY-NC 2.0], via Flickr
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