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Wie viel ist die Privatsphäre heute noch wert? |
Eine Woche ist seit dem
Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo vergangen. Frankreich beschäftigt
sich mit den Hintergründen der Tat und mit der Frage, ob die französischen
Sicherheitskräfte und Geheimdienste nicht mehr hätten tun können, da man doch
so viel über die Täter wusste. Auch in Deutschland geht die Angst vor einem
terroristischen Anschlag um. Ist unser Geheimdienst in der Lage Anschläge zu
verhindern?
Das systematische Abspeichern
von Telefon- und Internetdaten auf Vorrat ist in Berlin wieder in aller Munde.
Wenn es allein nach der CDU und Innenminister Thomas de Maizière gehen würde,
wäre die Vorratsdatenspeicherung schon morgen gesetzlich unter Dach und Fach.
Unterstützung erhält die Union von den deutschen Sicherheitsbehörden, die der
Meinung sind, dass die Vorratsdatenspeicherung eine höhere Sicherheit
gewährleistet.
Die SPD und ihr
Justizminister Heiko Maas sind da anderer Meinung und haben Bedenken, dass die
Bürger ihrer Freiheitsrechte beraubt werden. „Ich
lege keinen Gesetzentwurf vor, bevor der Europäische Gerichtshof endgültig
geurteilt hat, ob die Richtlinie die Rechte der EU-Bürger verletzt oder nicht“,
sagte er vergangene Woche in einem „Spiegel“- Interview.
Auch ohne
Vorratsdatenspeicherung werden der Bevölkerung bereits
seit längerem die persönlichen Daten entwendet. Daten werden zunehmend heimlich
erhoben und für völlig andere Zwecke verwendet – insbesondere von der
Wirtschaft. Dass man die einzelne Person jedes Mal um
Erlaubnis bitten müsste, wenn ihre Daten anderweitig verwendet werden, als ursprünglich
vorgesehen, interessiert die Wirtschaft reichlich wenig.
Die Datenspeicherung beginnt
bereits im Internet, wo Internetseiten mit Hilfe von Cookies Daten über unser
Surfverhalten sammeln. Insbesondere die Werbebranche ist daran sehr
interessiert. Werbeunternehmen verwandeln diese Daten in Profile und verkaufen
sie an die Wirtschaft. Die persönlichen Daten werden also über mehrere Schritte
hinweg umgewandelt und zu Geld gemacht. Damit erklärt sich, weshalb vieles im
Internet kostenlos zugänglich ist. Man bezahlt nicht mit Geld, sondern mit
Daten.
Je mehr Daten, desto besser,
denken sich heutzutage nicht nur Google und Co., sondern auch ganze Wirtschaftszweige.
Die Erhebung und Verarbeitung von Daten ist die Währung der Zukunft. Generali,
einer der größten europäischen Versicherungskonzerne, prüft mit dem sogenannten
„Kreditscoring“ die Bonität seiner Kunden. Informationen über Wohnort, Beruf
oder regelmäßiges Einkommen entscheiden über die Kreditwürdigkeit jedes
Einzelnen. Das Unternehmen geht jetzt noch einen Schritt weiter. Es beschenkt
seine Kunden mit Angeboten und Prämien, wenn sie sich nachweislich gesund
verhalten. Generali macht das sicherlich nicht aus aufopfernder Nächstenliebe –
gesunde Menschen sind für Versicherungen einfach rentabler. Eine App von
Generali dokumentiert das Ernährungsverhalten, misst sportliche Aktivitäten
oder zählt wie viele Schritte man gegangen ist. Umgekehrt bedeutet das, dass
diejenigen, die ihre Privatsphäre wahren und daran nicht teilnehmen, drauf
zahlen. Schließen „Scorewerte“ also irgendwann ganze Bevölkerungsgruppen aus?
Erhält der weite Strecken zurücklegende Briefträger bessere Konditionen als die
sitzende Sekretärin, obwohl sie sich nichts zu Schulden kommen lassen und
bisher jeden Kredit zurückgezahlt hat?
Das Bezahlen mit Daten prägt
bereits jetzt das Leben jedes Einzelnen und wird auch in Zukunft vermutlich
nicht weniger werden. Im Zuge der Vorratsdatenspeicherung bezahlen wir nicht
mit Geld, sondern mit unserem Recht frei und unbeobachtet kommunizieren zu
können. In Frankreich ist die Vorratsdatenspeicherung bereits seit 2006 gesetzlich
verankert. Die Terroranschläge in Paris konnten damit trotzdem nicht verhindert
werden. In Deutschland wird das nicht anders sein.
Bild: Patrick Schulze [CC BY-NC-SA 2.0], via Flickr
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