Mittwoch, 18. März 2015

Wahlen in Israel – es geht weiter nach rechts


"Ein großer Sieg für das israelische Volk",jubelt
Wahlgewinner Netanyahu.
Die Realität sieht anders aus
Der alte Premierminister Israels wird der neue sein. Benjamin Netanyahu von der rechten Likud-Partei gewinnt die Wahlen in Israel. Netanyahu hat seinen Wahlkampf mit Panik, Angst und falschen Sicherheitsversprechen bestritten. Offensichtlich hat das gewirkt. 

Anfang März beschwörte er vor dem US-Kongress den Iran als Gefahr für die Welt und warnte drastisch vor den Verhandlungen mit dem Regime in Teheran. Netanyahu warf Präsident Obama vor, dem Iran die Möglichkeit des Baus einer Atombombe zu ermöglichen. Obama will dem Iran eine eingeschränkte und unter internationaler Aufsicht liegende Anreicherung von Uran erlauben. Netanyahus Rede war mit dem Weißen Haus nicht abgesprochen gewesen und die von ihm präsentierten Informationen zu den Iran-Verhandlungen waren ihm von den USA im Vertrauen weitergegeben worden. Netanyahu wollte in der Heimat punkten und hatte es sich mit dem großen Partner USA eher verscherzt.

Vergangene Woche nahm Netanyahu schließlich ultra-rechte Positionen ein, indem er die Gründung eines eigenen Palästinenserstaates völlig ausschloss und für einen massiven Ausbau der Siedlungen im Westjordanland eintrat. Tausende Neubauwohnungen soll es im besetzten Südosten Jerusalems geben. Dort steht die umstrittene jüdische Siedlung Har Homa. Räumungen der besetzten Gebiete oder eine Beendigung der Militärbesatzung des Westjordanlands wird es mit ihm in Zukunft sicher nicht geben. Friedensgespräche mit den Palästinensern wären damit so gut wie unmöglich.

Netanyahu hat zwar gewonnen, doch alleine regieren kann er nicht. Koalieren will er mit rechts-nationalen Parteien und mit den Ultra-Orthodoxen. In ein paar Wochen könnte die Regierung für die 20. Knesset stehen. Erneut mit dabei sind die bisherigen rechts-nationalistischen Parteien von Avigdor Liebermann (Jisra’el Beitenu) und Naftali Bennett (HaBajit haJehudi) und die Ultra-Orthodoxen-Parteien Shas und Yehadut Hatorah. Um die absolute Mehrheit zu erreichen, könnte die neue Partei Kulanu des ehemaligen Likud-Mitglieds Moshe Kahlon als weiterer Koalitionspartner mit ins Boot geholt werden.

Netanyahu hat keine Partei der Mitte mehr nötig. Die Partei seines mitte-links Wahlkampfrivalen Yitzhak Herzog sowieso nicht. Eine Große Koalition kommt für Netanyahu und Herzog nicht in Betracht. Die neue Regierung unter der dritten Amtszeit von Premier Netanyahu könnte also noch rechter werden, als sie es ohnehin schon war.

Dieses Wahlergebnis führt Israel in eine weitere Isolation und in eine politische Sackgasse. Das Verhältnis zu Präsident Obama ist angespannt, die Beziehungen mit Europa werden durch die vorangetriebene Siedlungspolitik immer schwieriger und Friedensgespräche mit den Palästinensern wird es nicht geben.

Israels Regierung muss langsam einsehen, dass die eigene Sicherheit nur mit einem unabhängigen Staat Palästina möglich ist. Auch die Ausweitung der Siedlungspolitik wird unausweichlich dazu führen, dass sich das Verhältnis zu den Palästinensern weiter verschlechtern wird, weil den Palästinensern irgendwann kein Land mehr übrig bleiben wird, auf dem sie ihren eigenen Staat gründen könnten. 

Israel hat gestern gewählt – und zwar gegen den Frieden.


Bild: By Avi1111 [CC BY-SA 4.0], via Flickr

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