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Europa bröckelt - ein möglicher Dominoeffekt |
Die
Ukraine droht, unter der Bildung von neuen autonomen Republiken,
auseinanderzubrechen. Die ostukrainischen Regionen Donezk und Lugansk haben
sich bereits per Referendum für unabhängig erklärt. Das Ergebnis des
Referendums wird allerdings von den USA, der EU und der ukrainischen Übergangsregierung
nicht anerkannt.
Unabhängigkeitsbewegungen
und Bildung neuer Staaten sind nicht neu und vor allem nicht weit entfernt.
Dabei scheint es, als sei das Jahr 2014 für Europa das Jahr der Abspaltungen.
Hier ein paar Beispiele:
Katalonien
„Katalonien
ist meine Heimat. Und Katalonien ist nicht Spanien.“ (Pep Guardiola, 2014)
Mit dieser
Aussage steht der Bayern- Trainier und wohl bekanntester Katalane Pep Guardiola
nicht ganz alleine da. Nicht nur in Sachen Sprache und Kultur unterscheiden
sich Katalonien und die restlichen Regionen Spaniens, sondern auch in der
Ökonomie. Die wirtschaftsstärkste Region Spaniens beklagt schon seit langem die
hohen Beiträge, die sie im Rahmen des Länderfinanzausgleichs an die schwächeren
Regionen Spaniens zahlen muss; besonders zu Zeiten der Finanzkrise Spaniens.
Deshalb fordern die Katalanen eine eigene Steuerhoheit, damit die Steuern auch
da bleiben wo sie erwirtschaftet werden. Am 9. November 2014 soll in einer
Abstimmung über den Status Kataloniens entschieden werden – autonome Region
oder eigener Staat. Spaniens Regierungschef Rajoy lehnt eine Abstimmung
vehement ab und erinnert daran, dass eine Abspaltung von Spanien nicht mit der
Verfassung konform wäre.
Schottland
Dass die
Schotten stolz auf ihr Land sind weiß man nicht erst seit dem Film Braveheart.
Doch Schottland macht ernst und erwägt unter Führung der Scottish National Party einen Austritt aus
dem Königreich Großbritannien. Durch die Devolutionspolitik der Regierung Tony Blairs besitzt Schottland bereits seit dem Scotland Act im
Jahre 1998 im Vergleich zu Nordirland und Wales ein Parlament mit einigen
Autonomien, unter anderem einer eigenen Gesetzgebung und einem eigenen
unabhängigen Bildungssystem. Trotz der finanziellen Vorteile Schottlands durch
den Länderfinanzausgleich will das Land unabhängig werden und seine Einnahmen
selbst verwalten. Damit meint die Scottish
National Party vor allem die Einnahmen durch die umfangreiche Öl- und
Gasförderung vor der schottischen Küste, von der ganz Großbritannien
profitiert. Allerdings ist es auch risikoreich auf eine endliche Einnahmequelle als
wirtschaftliches Fundament zu bauen. Die alternativen Wirtschaftszweige Whisky
und Schafe kann man außer Acht lassen. Was in Norwegen funktioniert, kann in
Schottland auch daneben gehen. Am 18. September wird in Schottland über den
Verbleib im Vereinigten Königreich Großbritannien abgestimmt. Bei einem Austritt stellt sich
allerdings die Frage, ob sich Schottland damit hilft, oder eher schadet.
Italien
In Italien
gibt es gleich zwei Regionen die unabhängig werden wollen, und zwar Südtirol
und Venetien. Die Region Venetien mit ihrer Hauptstadt Venedig und einer eigenen
Sprachkultur hat es vorgemacht und setzte mit einem Online- Referendum, und
klarem Ergebnis für eine Unabhängigkeit, ein Zeichen. Auch wenn die Abstimmung
nicht rechtskräftig ist, zeigt es dennoch die separatistischen Bestrebungen der
wirtschaftsstarken Region. Die Region Trentino- Südtirol im Norden Italiens
folgt dem Vorbild Venetiens und denkt ebenfalls über ein Referendum nach. Im
Gegensatz zur Region Venetien verfügt Trentino- Südtirol als autonome Region
über ein eigenes Gesetzgebungsrecht in den Bereichen Wirtschaft, Sozialsystem,
Arbeitsmarkt und Schulsystem. Als ein wesentlicher Aspekt für eine Abtrennung
von Italien gilt für beide Regionen der umfassende Ressourcentransfer vom
wohlhabenden Norden in den armen Süden.
Belgien
Belgiens
Gesellschaft ist (Region Brüssel und deutschsprachige Minderheit ausgenommen)
in den niederländisch sprechenden Teil Flandern und in den französisch
sprechenden Teil Wallonien gespaltet. Der Konflikt zwischen beiden
Bevölkerungsgruppen dauert bis heute an und eine Abtrennung der Region Flandern
wird vor allem durch die Parteien Vlaams Belang, der Nachfolgepartei des extrem
rechten Flämischen Bocks, und der N-VA vorangetrieben. Neben dem sprachlichen Konflikt spielen vor allem
wirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Das mittlerweile wirtschaftsstarke Flandern
(u.a. dank des Hafens von Antwerpen) leistet hohe Transferleistungen in das von
Rezensionen und steigenden Arbeitslosenzahlen geplagte Wallonien.
Gleichzeitig
mit der Europawahl am 25. Mai finden in Belgien Parlaments- und Regionalwahlen
statt. Weiterführende Informationen über Belgiens „Superwahljahr“ und dessen
Auswirkung gibt es hier.
Egal
welches Beispiel man nun von den oben aufgeführten betrachtet, lässt sich
allgemein sagen, dass separatistische Bestrebungen sich nicht vorranging an
sprachlich- kulturellen Konflikten orientieren, sondern vor allem an den
ökonomischen Interessen der jeweiligen Regionen.
Bild: By Niccolò Caranti [CC BY-NC 2.0], via Flickr
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